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Eiszeitkunst aus Amerika – ein Überblick
Norbert Lenz
Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 40 (2019)
https://doi.org/10.30819/mbgaeu.40.3 pp: 15-28 2020-03-02
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Cite: APA BibTeX
Lenz, N. (2019). Eiszeitkunst aus Amerika – ein Überblick. Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, 40 , 15-28. doi:10.30819/mbgaeu.40.3
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Abstract
Eiszeitkunst ist ein besonders faszinierender Aspekt der Menschheitsgeschichte. In Europa wurden Hunderte Höhlen mit Malereien entdeckt, aber auch Felsgravuren und Schnitzereien aus Elfenbein und Knochen. Die Höhlen von Chauvet und Lascaux in Südfrankreich sowie von Altamira und Ekain in Nordspanien mit ihren Tausenden von Tierdarstellungen einschließlich ausgestorbener Megafauna zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Seit Juli 2017 gilt dies auch für sechs Höhlen auf der Schwäbischen Alb, in denen berühmte Elfenbeinskulpturen und frühe Musikinstrumente gefunden wurden.
Demgegenüber sind Beispiele für Eiszeitkunst aus Amerika selten und ihre Datierung ist oft umstritten. Im Jahr 2009 wurde auf einem in Florida gefundenen, mindestens 10.000 Jahre alten Knochenfragment die eingravierte Darstellung eines Rüsseltiers entdeckt. Bereits 1870 wurde in Zentralmexiko ein mindestens 11.000 Jahre altes Kreuzbein einer ausgestorbenen Kamelart gefunden, das durch Bearbeitung (Gravuren, Schnitzereien) dem Kopf eines Hundes ähnelt. Bei Ausgrabungen am Gault Site in Texas wurde zusammen mit Clovis-zeitlichen Artefakten eine Zierscheibe aus Kalkstein entdeckt, die vor 13.000 Jahren mit einer floralen Gravur versehen worden war. Bei anderen Funden bestehen Zweifel an der Authentizität, doch ranken sich spannende Geschichten um sie.
Höhlen mit Eiszeitkunst wurden in Amerika noch nicht entdeckt. Es gibt zwar auch in Amerika Höhlen mit Malereien und Gravuren, doch reicht deren Alter nicht bis in das Eiszeitalter zurück. Frühe Felsbilder Amerikas wurden im Freien angefertigt, vor allem an Felsüberhängen. Dies gilt z.B. für die UNESCO-Weltkulturerbestätte Cueva de las Manos in Argentinien, deren älteste Darstellungen 11.000 Jahre alt sind. Für Felsgravuren (sog. Petroglyphen) aus Kalifornien, Nevada und Wyoming wurde ein Alter von 10.000 bis 15.000 Jahren ermittelt, für Felsbilder von Pedra Furada in Nordost-Brasilien sogar ein Alter von mindestens 17.000 Jahren.
Mit Beispielen aus Nord-, Mittel- und Südamerika soll durch den Vortrag ein aktueller Überblick vermittelt werden, was heute über Eiszeitkunst bzw. prähistorische Kunst aus Amerika bekannt ist. Grundlage waren umfangreiche Recherchen, die vom Naturkundemuseum Karlsruhe im Rahmen der Sonderausstellung „Amerika nach dem Eis – Mensch und Megafauna in der Neuen Welt“ durchgeführt worden sind.