Sowohl auf sprachlogischer als auch auf ontologischer Ebene wies Luthers Entfaltung des christologischen Lehrstückes der Idiomenkommunikation von Beginn an die Gestalt einer wechselseitigen Mitteilung der Eigenschaften zwischen göttlicher und menschlicher Natur auf. Solch ein eigenartiger Bezug auf ein relativ traditionelles theologisches Element ließ den Reformator eine Art von Theopaschie postulieren, die kaum vereinbar mit den meisten altkirchlichen Dogmen sowie mit den klassischen philosophischen Axiomen war. Dennoch bildete sie den Kern seiner Theologie.
Dieser Punkt motivierte stark ablehnenden Reaktionen einerseits, strenge Verteidigungen andererseits. Eine wenigstens nominale Kompromisslösung konnten die Fronten erst mit der Konkordienformel (1577) erreichen. In dieser Stiftung einer reichsrechtlich anerkennbaren und theologisch glaubwürdigen Konfession bestand ein notwendiger Schritt zur Entstehung einer reifen lutherischen Kirche und Orthodoxie, aber zu welchem Preis? Offensichtlich waren die Mittel des vororthodoxistischen Luthertums unzureichend, um seine Bedürfnisse in Treue zum Wortlaut Luthers abzudecken. Von allem, was am Ende verloren ging, kann man jedoch den Spuren noch folgen.
Diese Untersuchung zielt genau darauf ab, die Komplexität von den geflochtenen Linien zurückzugeben, die zur Entstehung des anscheinend einfachen Ergebnisses einer Kompromisslösung führten – in der Überzeugung, ihr Echo sei genauso mächtig wie das Echo von dem, was bleiben konnte.
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