Das Knospungsmuster ergibt sich aus der geometrischen
Anordnung von Chitinringen (Überreste
der Knospenbildung) in der Zellwand. Die bisherigen Modellvorstellungen
können nicht erklären, warum bestimmte Muster bevorzugt auftreten.
Wie wird Ortsinformation transportiert? Welche Vorgänge leiten die
ortsspezifische Aktivität von Proteinen an der Membran? Welche Vorgänge
lenken die Membrandomänenbildung?
Das Phospholipid Platelet-Activating-Factor (PAF) konnte
hier als Signalgeber für die Knospungsmusterbildung in Saccharomyces
cerevisiae identifiziert werden. Aus den
Ergebnissen läßt sich folgende Modellvorstellung
ableiten:
1. Vermittelt durch Integrinanaloga entsteht ein Gedächtnis
für bestimmte Orte (letzter Chitinring).
2. PAF ist ein Phospholipid, wird nicht sezerniert und
stellt eine räumliche Beziehung zwischen verschiedenen Orten an der
Plasmamembran her. Daher ist anzunehmen, daß PAF Ortsinformation
durch Diffusion innerhalb der Plasmamembran überträgt. Da PAF
bei Eukaryonten unterschiedlichster Klassen nachweisbar ist, könnte
der hier gefundene Funktionszusammenhang stellvertretend für alle
Eukaryonten gelten. Dies könnte die molekulare Basis für die
Fähigkeit zur Selbstorganisation von Zellen sein.
Gpr1p (G-Protein-gekoppelter Rezeptor) übermittelt
Ortsinformation an Cdc24p, einen GDP/GTP-Austauschfaktor für das Rho-Typ
G-Protein Cdc42p, das seinerseits für die
Polarisierung des Actincytoskeletts auf den ausgewählten
Knospungsort an der Plasmamembran verantwortlich ist. Die Gene für
die Gbeta/gamma-Untereinheit konnten bisher noch nicht
kloniert werden. Die Experimente in dieser Arbeit deuten
jedoch klar auf ihre Existenz.
Vermutlich sind beide Teile des trimeren G-Proteins an
der Signalübertragung zum
Actincytoskelett aktiv beteiligt. Sehr wahrscheinlich
definiert die Galpha-Untereinheit
(Gpa2p) über das Ras-Typ G-Protein Bud1p den Ort
für die Knospenbildung, während die Gbeta/gamma-Untereinheit
über Cdc24p/Cdc42p die Assemblierung notwendiger Proteine
an diesem Ort katalysiert. Mdg1p übermittelt parallel
zu Gpa2p Signale zur Regulation des Knospungsmusters und ist damit ein
Effektor von Gbeta/gamma.
PAF beeinflußt ferner die Dauer der G1-Phase des
Zellzyklus und steuert das Größenwachstum
der Zellen in dieser Phase. Diese Wirkungen sind abhängig
von der Anwesenheit von Gpr1p und Gpa2p. Damit kann Gpr1p als erster PAF-Rezeptor
außerhalb der Klasse der Säugetiere angesprochen werden. Gpa2p
wirkt über cAMP als Botenstoff, das seinerseits die Expression der
G1-Cycline CLN1 und CLN2 reguliert. Die Galpha-Untereinheit
ist jedoch nur ein schwacher Aktivator der cAMP-Synthese. PAF hat daher
nur eine Modulatorfunktion und ist nicht
notwendig für die Einleitung der Mitose. Dieser
Funktionszusammenhang dient der Anpassung
des Zellwachstums an die Lebensbedingungen (Nährstoffversorgung).
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