Während die Arbeiterbildung zu Beginn der Republik von der Idee der Massenbildung und des politischen Kampfes geprägt war, gewann die Fachbildung für Funktionäre im Laufe der Stabilisierung der Gesellschaft zusehends an Priorität. Die meisten Bildungsexperten der Arbeiterbewegung hielten es für notwendig, auf die konkreten Anforderungen des Tageskampfes mit einer starker integrativ ausgerichteten Bildungsarbeit unter Mitwirkung staatlicher Organe zu antworten. Die Freien Gewerkschaften beteiligten sich an den Bildungsangeboten der staatlichen Bildungseinrichtungen bereitwillig und delegierten ihre Funktionäre teilweise zur kommunalen Volkshochschule.
Diese Studie zeigt, daß die praktische Arbeit ein anderes Bild bietet, als es auf Grund der theoretischen Auseinandersetzungen der damaligen Zeit zu erwarten wäre. Es wäre falsch, die Richtungsdiskussionen zwischen der Forderung nach praxisnahen Kenntnissen auf der einen Seite und dem Appell zur Entwicklung eines sozialistischen Bewußtseins bei den Massen auf der anderen Seite nur aus der Sicht der theoretischen Auseinandersetzung zwischen Massen- und Führerbildung oder zwischen Integration und Emanzipation zu betrachten und so zu verkürzen. Fricke verstand Funktionärbildung und Massenbildung stets als eine sich ergänzende Einheit und verknüpfte funktionsbezogene und weltanschauliche Bildung im Werksalltag. Das gewaltsame Ende der Schule durch die Zerschlagung der Freien Gewerkschaften war keineswegs die Folge eines spezifischen Versagens, das der Arbeiterbildung angelastet werden konnte, sondern letztlich Ausdruck des Scheiterns der gesamten Arbeiterbewegung.
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