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Weniger Beweidung ist mehr Diversität: Ergebnisse einer Erfassung von Wanzen (Insecta: Hemiptera: Heteroptera) in zwei Küstenniederungen nach Deichrückbau und Etablierung unterschiedlicher Weideregime
Martin Ladner, Martin Lindner und Joachim Schmidt
Archiv Natur- und Landeskunde Mecklenburg-Vorpommern 60 (2024)
https://doi.org/10.30819/anlk.60.03 pp: 33-64 2024-12-19
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Faunistik, Ökologie, Mecklenburg-Vorpommern, Küstenmoor, Salzwiesen-Management, Beweidung, FFH-LRT 1330, Biodiversitätsschutz
Cite: APA BibTeX
Ladner, M., & Schmidt, M.L.u.J. (2024). Weniger Beweidung ist mehr Diversität: Ergebnisse einer Erfassung von Wanzen (Insecta: Hemiptera: Heteroptera) in zwei Küstenniederungen nach Deichrückbau und Etablierung unterschiedlicher Weideregime. Archiv Natur- und Landeskunde Mecklenburg-Vorpommern, 60 , 33-64. doi:10.30819/anlk.60.03
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Abstract
Von Mai bis Oktober 2022 wurden die Bodenarthropoden der 2019–2020 wiedervernässten Polderflächen Bresewitz und Drammendorf in der Vorpommerschen Boddenlandschaft mittels Bodenfallen
erfasst. In beiden ehemaligen Poldern und ihrem Vor- und Hinterland wurden jeweils zehn Standorte
untersucht. Dabei wurden insgesamt 89 Arten der Heteroptera mit 5.515 Adulti erfasst. Das nur sehr
extensiv beweidete Untersuchungsgebiet Bresewitz besaß im gesamten Jahresverlauf eine wesentlich
ausgeprägtere vertikale Strukturierung der Vegetation und erwies sich als viel reicher an Wanzenarten als das über die gesamte Vegetationsperiode mit hoher Intensität beweidete Untersuchungsgebiet Drammendorf. Letzteres ist großflächig durch Kurzrasigkeit und offene Böden gekennzeichnet,
wo heliophile Uferarten als Pionierbesiedler und Störzeiger sehr hohe Aktivitätsdichten erreichen.
Cluster- und Ähnlichkeitsstrukturanalysen (metaMDS) der Wanzenbestände zeigen, dass die Differenzen zwischen den Untersuchungsgebieten größer sind, als zwischen den Röhrichten, Flutrasen und
Frischweiden innerhalb der jeweiligen Untersuchungsgebiete. Gefährdete Arten der Feuchtgebiete
wurden nur im schwach beweideten Untersuchungsgebiet Bresewitz gefunden. Weitere gefährdete
Wanzenarten leben auf Sandmagerrasen-Standorten am Polderrand beider Untersuchungsgebiete.
Als charakteristisch für den Lebensraumtyp Salzwiese der FFH-Richtlinie eingestufte Arten, die eine
Bindung an die Vegetation aufweisen, präferieren das schwach beweidete Untersuchungsgebiet Bresewitz. Das massenhafte Vorkommen von hygrophilen Wanzenarten mit Präferenz für vegetationsfreie
Böden im Untersuchungsgebiet Drammendorf ist ein Hinweis auf Vegetationsschäden und Erosion der
organogenen Böden. Basierend auf diesen Ergebnissen wird geschlussfolgert, dass naturnahen Standorten in Küstenüberflutungsräumen eine besondere Bedeutung für den Biodiversitäts- und Moorschutz zukommt. Standorte mit hohen Rinderbesatzdichten und Dauerweide erfüllen diese Funktionen
hingegen nicht. Die Untersuchungen erbrachten außerdem die Nachweise zahlreicher Wanzenarten,
die seit vielen Jahrzehnten nicht mehr in Mecklenburg-Vorpommern nachgewiesen wurden. Brachysteles parvicornis und Orius vicinus werden erstmals für dieses Bundesland belegt.