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Archiv Natur- und Landeskunde Mecklenburg-Vorpommern

e-ISSN: 2941-1467 (open access)
p-ISSN: 2567-6725 (bis 2022)

Schriftleitung: Dr. Thomas Hübener, Universität Rostock, Institut für Biowissenschaften
Archiv Natur- und Landeskunde Mecklenburg-Vorpommern

Weniger Beweidung ist mehr Diversität: Ergebnisse einer Erfassung von Wanzen (Insecta: Hemiptera: Heteroptera) in zwei Küstenniederungen nach Deichrückbau und Etablierung unterschiedlicher Weideregime

Martin Ladner, Martin Lindner und Joachim Schmidt

Archiv Natur- und Landeskunde Mecklenburg-Vorpommern 60 (2024)
https://doi.org/10.30819/anlk.60.03     pp: 33-64     2024-12-19
Weniger Beweidung ist mehr Diversität: Ergebnisse einer Erfassung von Wanzen (Insecta: Hemiptera: Heteroptera) in zwei Küstenniederungen nach Deichrückbau und Etablierung unterschiedlicher Weideregime

Faunistik, Ökologie, Mecklenburg-Vorpommern, Küstenmoor, Salzwiesen-Management, Beweidung, FFH-LRT 1330, Biodiversitätsschutz Cite: APA    BibTeX

Ladner, M., & Schmidt, M.L.u.J. (2024). Weniger Beweidung ist mehr Diversität: Ergebnisse einer Erfassung von Wanzen (Insecta: Hemiptera: Heteroptera) in zwei Küstenniederungen nach Deichrückbau und Etablierung unterschiedlicher Weideregime. Archiv Natur- und Landeskunde Mecklenburg-Vorpommern, 60 , 33-64. doi:10.30819/anlk.60.03
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Abstract
Von Mai bis Oktober 2022 wurden die Bodenarthropoden der 2019–2020 wiedervernässten Polderflächen Bresewitz und Drammendorf in der Vorpommerschen Boddenlandschaft mittels Bodenfallen erfasst. In beiden ehemaligen Poldern und ihrem Vor- und Hinterland wurden jeweils zehn Standorte untersucht. Dabei wurden insgesamt 89 Arten der Heteroptera mit 5.515 Adulti erfasst. Das nur sehr extensiv beweidete Untersuchungsgebiet Bresewitz besaß im gesamten Jahresverlauf eine wesentlich ausgeprägtere vertikale Strukturierung der Vegetation und erwies sich als viel reicher an Wanzenarten als das über die gesamte Vegetationsperiode mit hoher Intensität beweidete Untersuchungsgebiet Drammendorf. Letzteres ist großflächig durch Kurzrasigkeit und offene Böden gekennzeichnet, wo heliophile Uferarten als Pionierbesiedler und Störzeiger sehr hohe Aktivitätsdichten erreichen. Cluster- und Ähnlichkeitsstrukturanalysen (metaMDS) der Wanzenbestände zeigen, dass die Differenzen zwischen den Untersuchungsgebieten größer sind, als zwischen den Röhrichten, Flutrasen und Frischweiden innerhalb der jeweiligen Untersuchungsgebiete. Gefährdete Arten der Feuchtgebiete wurden nur im schwach beweideten Untersuchungsgebiet Bresewitz gefunden. Weitere gefährdete Wanzenarten leben auf Sandmagerrasen-Standorten am Polderrand beider Untersuchungsgebiete. Als charakteristisch für den Lebensraumtyp Salzwiese der FFH-Richtlinie eingestufte Arten, die eine Bindung an die Vegetation aufweisen, präferieren das schwach beweidete Untersuchungsgebiet Bresewitz. Das massenhafte Vorkommen von hygrophilen Wanzenarten mit Präferenz für vegetationsfreie Böden im Untersuchungsgebiet Drammendorf ist ein Hinweis auf Vegetationsschäden und Erosion der organogenen Böden. Basierend auf diesen Ergebnissen wird geschlussfolgert, dass naturnahen Standorten in Küstenüberflutungsräumen eine besondere Bedeutung für den Biodiversitäts- und Moorschutz zukommt. Standorte mit hohen Rinderbesatzdichten und Dauerweide erfüllen diese Funktionen hingegen nicht. Die Untersuchungen erbrachten außerdem die Nachweise zahlreicher Wanzenarten, die seit vielen Jahrzehnten nicht mehr in Mecklenburg-Vorpommern nachgewiesen wurden. Brachysteles parvicornis und Orius vicinus werden erstmals für dieses Bundesland belegt.