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"Wenn der Herr nicht baut, dann bauen die Bauleute vergebens": Eine Studie zur Geschichte der katholischen Siedlungsbewegung in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Dargestellt am Beispiel der Erzdiözese Freiburg (1918-1997)

Frank Schillinger

ISBN 978-3-89722-623-4
749 Seiten, Erscheinungsjahr: 2001
Preis: 46.00 €
In der deutschen Historiographie wurde die Geschichte des Wohnungsbaues lange Zeit nur stiefmütterlich behandelt. Zwar gibt es mittlerweile einige Studien, die sich ausführlich mit diesem Sujet beschäftigen. Allerdings dominiert in diesen Büchern noch immer die staatliche Sicht, das heißt, Themen wie die öffentliche Wohnungsbauförderung stehen im Zentrum des Interesses. Immerhin sind inzwischen einige Studien der Frage nachgegangen, welche Rolle sozialistische oder kommunistische Wohnungsunternehmen nach dem Ersten Weltkrieg spielten. Hingegen fehlt noch immer eine umfassende Studie über das katholische Engagement im deutschen Wohnungswesen. In seiner Dissertation versucht Frank Schillinger diese Forschungslücke zu schließen, indem er die Entwicklung des katholischen Wohnungsbaues in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg beschreibt.

Bereits im 19. Jahrhundert hatten Vertreter der katholischen Soziallehre auf die katastrophalen Folgen der damaligen Wohnungsnot hingewiesen. Auch in der Weimarer Republik schalteten sich Vertreter des Katholizismus und der katholischen Amtskirche in die wohnungspolitischen Diskussionen ein. Zugleich versuchte der katholische Volksteil, seine eigenen Vorstellungen durch konfessionell geprägte Baugenossenschaften in die Tat umzusetzen. Im Jahre 1926 entstand der "Verband Wohnungsbau", der als Dachorganisation die katholischen Bestrebungen im Wohnungswesen bündelte. Vier Jahre später wurde der Verband zum Katholischen Siedlungsdienst ausgebaut. Mit dieser Organisation schufen sich die Katholiken einen wichtigen Kristallisationspunkt, um an der landwirtschaftlichen Erschließung der deutschen Ostgebiete teilzunehmen. Schillinger zeigt anhand zahlreicher Quellen, warum die Katholiken diese Innere Kolonisation als so wichtig erachteten. Darüber hinaus macht er deutlich, welche Erfolge und Niederlagen die katholische Siedlungsbewegung in den letzten Jahren der Weimarer Republik verbuchte.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten kamen die katholischen Ambitionen im Siedlungswesen zu einem jähen Ende. Am Beispiel der Freiburger Baugenossenschaft "Familienheim" beschreibt Frank Schillinger ausführlich, mit welchen Schikanen katholische Wohnungsorganisationen im Dritten Reich rechnen mussten. Seine Studie macht zugleich deutlich, dass lokale Baugenossenschaften bei einigem Glück und Geschick trotz der nationalsozialistischen Gleichschaltung ein gewisses Eigenleben entfalten konnten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg blühte die katholische Siedlungsbewegung rasch wieder auf. Allerdings konzentrierten sich die Katholiken künftig ganz auf den Wohnungsbau, die ländliche Siedlung wurde nicht wieder aufgenommen. Dank einer großzügigen öffentlichen Wohnungsbauförderung und der politischen Schützenhilfe durch die CDU/CSU-Bundesregierung konnten die katholischen Wohnungsunternehmen nach 1945 imposante Bauleistungen erzielen. Schillinger zeigt am Beispiel der Erzdiözese Freiburg, mit welchen Schwierigkeiten die katholischen Baugenossenschaften in der unmittelbaren Nachkriegszeit kämpfen mussten. In einem zeitlichen Längsschnitt, der bis Mitte der neunziger Jahre reicht, zeichnet er den strukturellen Wandel und die wechselvolle Geschichte der katholischen Siedlungsbewegung im Freiburger Erzbistum nach.

Keywords:
  • Katholische Siedlungsbewegung
  • Wohnungsbau nach 1918
  • Baugenossenschaften
  • Erzbistum Freiburg
  • Katholizismus

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