Bereits im 19. Jahrhundert hatten Vertreter der katholischen Soziallehre auf die katastrophalen Folgen der damaligen Wohnungsnot hingewiesen. Auch in der Weimarer Republik schalteten sich Vertreter des Katholizismus und der katholischen Amtskirche in die wohnungspolitischen Diskussionen ein. Zugleich versuchte der katholische Volksteil, seine eigenen Vorstellungen durch konfessionell geprägte Baugenossenschaften in die Tat umzusetzen. Im Jahre 1926 entstand der "Verband Wohnungsbau", der als Dachorganisation die katholischen Bestrebungen im Wohnungswesen bündelte. Vier Jahre später wurde der Verband zum Katholischen Siedlungsdienst ausgebaut. Mit dieser Organisation schufen sich die Katholiken einen wichtigen Kristallisationspunkt, um an der landwirtschaftlichen Erschließung der deutschen Ostgebiete teilzunehmen. Schillinger zeigt anhand zahlreicher Quellen, warum die Katholiken diese Innere Kolonisation als so wichtig erachteten. Darüber hinaus macht er deutlich, welche Erfolge und Niederlagen die katholische Siedlungsbewegung in den letzten Jahren der Weimarer Republik verbuchte.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten kamen die katholischen Ambitionen im Siedlungswesen zu einem jähen Ende. Am Beispiel der Freiburger Baugenossenschaft "Familienheim" beschreibt Frank Schillinger ausführlich, mit welchen Schikanen katholische Wohnungsorganisationen im Dritten Reich rechnen mussten. Seine Studie macht zugleich deutlich, dass lokale Baugenossenschaften bei einigem Glück und Geschick trotz der nationalsozialistischen Gleichschaltung ein gewisses Eigenleben entfalten konnten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg blühte die katholische Siedlungsbewegung rasch wieder auf. Allerdings konzentrierten sich die Katholiken künftig ganz auf den Wohnungsbau, die ländliche Siedlung wurde nicht wieder aufgenommen. Dank einer großzügigen öffentlichen Wohnungsbauförderung und der politischen Schützenhilfe durch die CDU/CSU-Bundesregierung konnten die katholischen Wohnungsunternehmen nach 1945 imposante Bauleistungen erzielen. Schillinger zeigt am Beispiel der Erzdiözese Freiburg, mit welchen Schwierigkeiten die katholischen Baugenossenschaften in der unmittelbaren Nachkriegszeit kämpfen mussten. In einem zeitlichen Längsschnitt, der bis Mitte der neunziger Jahre reicht, zeichnet er den strukturellen Wandel und die wechselvolle Geschichte der katholischen Siedlungsbewegung im Freiburger Erzbistum nach.
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