Studien zum Physik- und Chemielernen, Band 341
Diagnostizieren ist ein elementarer Bestandteil des Lehrerhandelns im Unterricht. Es umfasst das Analysieren von Aussagen, Produkten und dem Verhalten von Schüler*innen sowie das Analysieren von Aufgabenanforderungen mit dem Ziel der Förderung. Es ist davon auszugehen, dass Lehrkräfte differenzierter diagnostizieren können, wenn sie im Diagnoseprozess Ressourcen nutzen, z. B. Wissen über Theorien und empirische Befundlagen (Theorie- und Empiriebezüge).
Ziel der Studie war es, Diagnoseprozesse von Studierenden und die darin hergestellten Theorie- und Empiriebezüge zu untersuchen. Daten wurden in einem Seminar erhoben, in dem Studierende beim Bearbeiten von Diagnoseaufgaben auf Video aufgezeichnet wurden. Es wurden kategoriengestütze Verfahren genutzt, um Komponenten des Diagnoseprozesses (Beobachtung, Deutung, Ursache, Konsequenz) sowie die Theorie-/Empiriebezüge zu erfassen. In einer ergänzenden qualitativen Analyse wurde die Nutzung von Learning Progressions in der Mechanik als Bezugsrahmen untersucht.
Die Befunde deuten darauf hin, dass den Studierenden Deutungen sowie Theorie- und Empiriebezüge auf Learning Progressions zu Mechanik in einem Setting gelingen, das diese Prozesse fördert. Es zeigt sich auch, dass Überlegungen zu Ursachen und Konsequenzen ebenso wie Theorie-/Empiriebezüge ohne Learning Progressions eher schwach ausgeprägt sind. Hier gilt zu klären, welche Förderpotentiale sich ergeben, aber auch, wo diese in der ersten Phase der Lehrerbildung an Grenzen stoßen.
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