Berliner Arbeiten zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Bd. 27
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Rezension: "Die große Menge an hier zusammengeführten Erkenntnissen und Detailinformationen ist so auch das Produkt eines beeindruckenden wissenschaftlichen Netzwerkes, das die Verf.in mit initiiert hat, um ihrem vielseitigen Forschungsobjekt voll gerecht werden zu können. Diese Vernetzung ‚extra muros‘ dürfte dafür sorgen, dass die Mainzer Karmelitenbibliothek auch weiterhin Gegenstand interdisziplinärer Forschungen bleibt, für die Ottermann mit ihrer Studie eine beeindruckende Grundlage geschaffen hat.." Christoph Nebgen, In: Nassauische Annalen, Band 128. 2017 Heft 2, S.471 f.
"Die Mainzer Karmelitenbibliothek war eine Gebrauchsbibliothek, in der praedicatura und docentura dominierten. A. Ottermann hat in einer methodisch überaus durchdachten, detailreichen und mit bewundernswerter Akribie durchgeführten Untersuchung diese Bibliothek wieder zum Sprechen gebracht. Nicht nur innerhalb der Ordensforschung wird ihr Werk für lange Zeit seinen Wert behalten." Ralf Lützelschwab, In: sehepunkte 17 (2017) Nr. 3 [15.03.2017], URL: http://www.sehepunkte.de/2017/03/29007.html
Inhalt: Gegenstand der Untersuchung ist die Rekonstruktion und Analyse der Mainzer Karmelitenbibliothek von ihren frühesten archivalischen Zeugnissen in den 30er-Jahren des 15. Jahrhunderts bis zur Aufhebung des Klosters im Jahr 1802. Das Fehlen historischer Kataloge und eine lückenhafte archivalische Überlieferung zur Klostergeschichte bestimmten die Methodik der Analyse, deren Basis die Exemplare des Rekonstruktionsbestandes darstellten. Per autoptischer Ersterhebung konnten 1589 Bände aus Mainzer Karmelitenprovenienz ermittelt werden, darunter 39 Handschriften und 289 Inkunabeln und Frühdrucke bis 1520.
Die Arbeit steht im Forschungszusammenhang der Rekonstruktion klösterlicher Büchersammlungen, deren Ziel die De-Fragmentierung zerstreuter historischer Ensembles und die Bergung verschütteter Wissensräume geistlicher Gemeinschaften über ihre Bibliotheken ist. Sie macht sich Erkenntnisse, Methoden und Ergebnisse exemplarspezifischer Forschung zu eigen und leistet einen Beitrag zur anthropologischen Bibliotheksgeschichtsschreibung. Der Untersuchung liegt das erkenntnisleitende Interesse zugrunde, die Sammlungsphysiognomie der Karmelitenbibliothek als Quelle für interdisziplinäre Forschungen wieder zugänglich zu machen.
Im Dreischritt von Spurensuche, Spurensicherung und Spurendeutung wurde der Rekonstruktionsbestand auf Titel- und Exemplarebene analysiert, nach Verdichtung und Reflex des spirituellen und intellektuellen Profils in der Karmelitenbibliothek geprüft und daraufhin untersucht, inwieweit sich klösterliche Wissensräume und Vernetzungen über Buchbesitz und Buchgebrauch in der erhaltenen Bibliothek abbildeten. Dabei standen die besonderen Wachstumsparameter einer mendikantischen Gebrauchsbibliothek, ihre Zusammensetzung und die Strukturen der Bibliotheksverwaltung im Zentrum der Analyse.