Thematicon, Bd. 13
Aus den Beiträgen ergibt sich zwar keine neue Übersetzungstheorie, was bei der Theoriefeindlichkeit der meisten Übersetzer auch nicht zu erwarten war. Zur Ausgangsfrage nach der Lehrbarkeit literarischer Übersetzung, die am ehesten den roten Faden der vorliegenden Analysen bildet, liefern die hier versammelten Autorinnen und Autoren aber Stoff für weit reichende Überlegungen, welche in diesem Band in fünf Teile gegliedert sind: Ideen zur Bildung, Probleme literarischer Übersetzung, ihre Analysen, Konzepte zur Übersetzung sowie Proben bisher unveröffentlichter literarischer Übersetzungen.
Als Quintessenz dieser Überlegungen kristallisiert sich die radikale (Selbst)Reflexion der Persönlichkeit des Übersetzenden heraus. Der Übersetzer sollte sich weniger als kongenialen Einzelkämpfer verstehen, sondern vielmehr als Lehrer und Lernender in einem Übersetzungsprozess, indem er sich permanent auf translatorische Probleme einlässt, deren Lösungen zur Revision des bisher Geleisteten und zum Weiterdenken bei der nächsten Übersetzung führen; zur Selbstreflexion fähig und gleichzeitig der Rolle des Forschungsobjektes nicht abgeneigt. Dies ist es, was an der Grenze von Sprachen, Kulturen, Erfahrungen, individuellen Möglichkeiten und sogar von Erlebnissen erfahren wird. Die übersetzende Person selbst wird zu einem Grenzraum, in dem all dies beim Akt des Übersetzens zusammentrifft.
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